Helga Schmengler: „Bewahren was sonst verloren ginge“

 

Das kollektive Gedächtnis im gesellschaftlich-politischen Kontext und der eigene, private Erinnerungsraum: in den Bildern von Gaby Kutz geht es um Wiedererkennen, Wiedererleben und Reflexion. Die Gegensätze und Gleichzeitigkeit von privaten und öffentlichen Mythen, von Privatsphäre und Öffentlichkeit, vom Politiker und Bürger, sind ein zentraler Punkt in der bildnerischen Arbeit der Künstlerin.

Die Kunsthistorikerin Helga Schmengler zitierte anlässlich der Ausstellung „memorandum“ in Euskirchen: „Die Bedeutung der Fotografie ist für Gaby Kutz essentiell, ohne Fotografie hätte ihre Malerei eine gänzlich andere Ausrichtung. Die Fotografin in ihrem Kopf begleitet sie, sie ist der Filter, der die Motive auswählen lässt in einer Zeit extremer Bilderflut.“
Hinzu nahm Schmengler ein Zitat des Schriftstellers Walter Kempowski:

„Die Wirklichkeit entgleitet so rasend schnell, dass man sich nur an den Kopf greifen kann. Die Fotografie ist ein Mittel, diese Erscheinung sichtbar zu machen. Sie hält den flüchtigen Moment und verewigt; es ist eine Verdopplung des Lebens. Etwas, das uns entgleitet, wird dadurch aufbewahrt, es ist ein Abdruck dessen, was dahingleitet. Das ist so ähnlich wie bei den Fußspuren von Steinzeitmenschen, sie interessieren mich mehr als die aufgefundenen Gebisse oder Schulterknochen. Die Fußspur ist mehr. Es ist, als sei das gestern gewesen. Die Fotografie hält einerseits die Gegenwart fest und holt andererseits die Vergangenheit in die Gegenwart zurück.“
Zitat des Schriftstellers Walter Kempowski, 1982, publiziert in der Zeitschrift „Fotogeschichte“