The Public Experience Invades Private Homes – Rathaus Köln
Gaby Kutz zeigte kleinformatige, schwarzweiß und chamois gemalte Ölbilder, die Menschen in typischen familiären Posen aus den 1960er und 1970er Jahren darstellten. Den statischen Posen des privaten Lebens standen bewegte, politische Szenen der 1960er und 1970er: die 68er Generation, Studentenproteste und die RAF-Geschichte gegenüber. Schirmherrin der Ausstellung im Jahr 2007 im Kölner Rathaus Spanischer Bau war Bürgermeisterin Angela Spizig.










Es tut weh nach den Ursachen zu fragen
„Lange bevor die Diskussion und das Kapitel RAF wieder aufbrachen, hat Kutz in 23 teils kleinen, teils mittelgroßen Aquarellen, die auf historischen Presse- und Polizeifotos basieren, das Thema aufgriffen. Mit konsequent in Grautönen gehaltenen, fotorealistischen Arbeiten hat sie nicht einfach den aktuellen „Zeitgeist“ bedient, sondern fast seismographisch vorweggenommen, was uns heute, zum Zeitpunkt der Vernissage, wieder eingeholt hat, obwohl sie damals gerade sechs war. Mit der Ermordung von Hanns-Martin Schleyer, dem Attentat auf die deutsche Botschaft in Stockholm, letztlich dem Tod von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl-Raspe ist der Nation eine Wunde geschlagen worden, die noch nicht verheilt ist. Es tut weh, nach den Ursachen zu fragen. War es wirklich nur der Aufstand einiger Fanatiker gegen den „Bonzen- und Bullenstaat“, wie die Terroristen es nannten, oder gaben hier „Hitlers Kinder“ ihrer Wut über die deutsche „Unfähigkeit zu trauern“ Ausdruck, über das kollektive Verdrängen der Verbrechen des NS-Staates im Wirtschaftswunder?“ Dr. Eva WeissweilerDas private Versammeln am Strand ist dem öffentlichen Versammeln aus Protest gegenübergestellt: da präsentiert der eine das Auto als Statussymbol, während der andere es als Symbol des Konsums zerstört oder als Gegenstand zur Flucht benutzt.


Durch die strikte Reduktion auf Grau- und Schwarzweißtöne behalten die Bilder etwas Dokumentarisches. Im Gegensatz zu den Protagonisten der Ölbilder haben alle Personen genau erkennbare Gesichter: Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin, Jean Paul Sartre und viele andere mehr.
Denn hier handelt es sich um historische Figuren, nicht um Prototypen, sondern um Menschen, deren Namen sich unserem Gedächtnis eingeschrieben haben.
So ist Gewalt im Bild festgehalten, aber auch individuelle Schicksale und Geschichten: Brigitte Mohnhaupt als Studentin – jung, selbstbewusst, hoffnungsfroh. Ulrike Meinhof als Abiturientin – angespannt, in fast männlicher Körperhaltung, nahezu vollständig resigniert wirkend – individuelle Schicksale und Geschichten eines Jahrzehnts stehen sich gegenüber.
Dr. Eva Weissweiler



Zeugen vergangener Ängste
Die Figuren sind Prototypen, sind austauschbar: Väter, Mütter, Kinder und Großeltern des Wirtschaftswunders. Auch das Ausgangsmaterial, das die Künstlerin benutzt, ist uns bestens vertraut: das Familienalbum, das wir alle irgendwo zu Hause im Schrank stehen haben und manchmal gerührt, interessiert oder auch angewidert durchblättern. Denn diese Bilder sind nicht nur „schön“, sondern auch Zeugen vergangener Ängste.


