Spurensicherung – Thomas-Morus-Akademie

Die Auseinandersetzung mit den Erinnerungen der eigenen Geschichte, aber auch den Biografien anderer Menschen fasziniert die Malerin Gaby Kutz. Die Suche nach Spuren, nach individuellen Zeichen der Vergangenheit ist ein zentrales Element ihrer Arbeit – Momentaufnahmen aus Menschenleben. 
Die Bilder knüpfen an die Bedeutung der zum Teil einfachen und banalen Objekte an und werden dadurch zu persönlichen Reliquien der Menschen. 

Dr. Wolfgang Isenberg 

Reiches Reservoir für bildnerische Umsetzungen

Kein Mensch kann nur im Hier und in der Perspektive auf das Morgen leben. Ohne Erinnerung sind wir, sind unsere Gefühle, ist unsere Seele Fragment. Erinnerungen haben mit Bindungen zu tun, die wir hatten, die wir eingegangen sind und auch solchen, die wir beibehalten haben. Sie haben auch mit Identität und Suche nach Identität zu tun.
Gaby Kutz findet in den tradierten Fotoalben ein reiches Reservoir für bildnerische Umsetzungen, sie scheut sich nicht vor der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, mit der Familie und mit ihrem Bild.

Warme  Töne und eine valeurreiche Koloratur

Und schließlich das geschlossene farbige Bild, das den Großvater vor dem erlegten Hirsch zeigt. Im Vordergrund das Tier, dessen Geweih so fotografiert und schließlich auch gemalt wurde, dass es das Bild des Vaters in einem Kreis einzuschließen scheint. Der Vater wird in der Vertikalen durch Baum und Mauer hinter ihm besonders betont. Das Bild ist von großer Geschlossenheit, es arbeitet mit warmen Tönen und mit einer valeurreichen Koloratur, es setzt Trophäe und liebevolle Erinnerung, Nähe und Distanz in einen spannungsvollen Bildzusammenhang.

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„Kein schöner Ort“

Das zentrale Bild der Ausstellung in der Thomas-Morus-Akademie ist das großformatige Werk „Kein schöner Ort“. Es zeigt zwei Puppen mit weiten überdimensionalen Gewändern. Erinnerungsstücke sind Collage-technisch montiert: Ein Textauszug aus einem Grimm-Märchen, das Bild einer Einbauküche von 1960, ein Poesiealbumspruch, übertragene, gemalte Fotografien. Im Hintergrund sieht man eine bedrohliche, undefinierte Menschenmasse. Es ist ein mehrere Generationen umfassendes Erinnerungsbild. Auch Flucht und Vertreibung der Eltern und Großeltern werden thematisiert.