„Welt im Ausnahmezustand“
Schwierige Zeiten und die Welt im Ausnahmezustand – und genauso hat die Künstlerin Gaby Kutz ihr Gemälde genannt: „Welt im Ausnahmezustand 2020“. Das Bild, die Beauftragung eines privaten Sammlers, wirft einen Blick auf die Gesichter der Weltpolitik in pandemischen Zeiten.
Idee des Auftraggebers war die inhaltliche Darstellung der Ausnahmezeit durch die Corona-Pandemie seit 2020. Insbesondere das Abbilden aktueller Weltpolitiker im Porträt sollte umgesetzt werden, ebenso gewünscht war der – nicht zu starke – Hinweis auf die Coronazeit, beispielsweise mit Masken oder Gesten. Vorgabe war das Format: 160×210 Zentimeter.
Kutz hat daraufhin über drei Monate intensiver Arbeit ein kompliziertes Geflecht von politischen Porträts aktueller Weltpolitiker geschaffen, die miteinander vernetzt, verschachtelt und Zentimeter genau in die Komposition platziert sind. Die Schwierigkeit bestand vor allem darin, ein Spannungsfeld zu schaffen zwischen demokratischen Bestrebungen, europäischem Zusammenhalt und diktatorischen Elementen.
Die Handlung in „Welt im Ausnahmezustand“ spielt auf mehreren „Etagen“, jedem Porträt und jedem Platz kommt eine besondere Bedeutung in den internationalen politischen Beziehungen zu. Besondere Gewicht haben Themen wie der Brexit, Europa-Politik, die US-Wahl, das türkisch-russische Verhältnis, die Zerstörung des Regenwaldes oder der Wunsch nach Weltfrieden.
So war das Komponieren und Zusammenstellen der einzelnen Positionen der aufwändigste Teil der Arbeit und erfolgte in mehreren Schritten. Sobald eine Position „saß“, hat Gaby Kutz die ersten Weiß- und Schattenlasuren aufgetragen, bis nach und nach jede Position deutlich hervortrat.
Der eigentliche Malprozess fand nun statt: Mit der Kutz üblichen Maltechnik wurden zunächst Lasuren in Ei-Tempera, darauffolgend Lasuren in Öl aufgetragen, um nach und nach Höhen-, Tiefen-, Hell- und Dunkelkontraste auszuarbeiten. Die Schlussphase wurde von zwei Trocknungsphasen (je zehn Tage) unterbrochen, um die Öllasuren sauber setzen zu können.
Einige Positionen blieben dennoch fast bis zum Schluss frei: Die Wahl zum US-Präsidenten musste erst entschieden werden. Von Anfang an war der Künstlerin aber klar: Donald Trump muss gehen, so dass der aus dem Bild herausgehende nun Ex-Präsident gleich zu Anfang seinen Platz fand.
Zu sehen sind in der oberen Bildhälfte eine ratlose, ja verzweifelte EU-Kommissarin Ursula Frau von der Leyen, neben ihr eine Bundeskanzlerin die – bereits „entrückt“ – besorgt von oben auf die Szenerie schaut, während sie unten, mittig, noch agiert und dem bulgarischen Ministerpräsidenten Bojko Borrissow den Zeigefinger auf die herabgesunkene Maske hält. Hier, über ihr, keck, der französische Präsident Emmanuelle Macron. Am rechten Bildrand tuscheln der russische Staatspräsident Wladimir Putin und türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, darunter der deutsche Außenminister Heiko Maas, mit Maske und -schutzweste. Er geht aus dem Geschehen heraus. In der Mitte, dem Betrachter sofort ins Auge fallend, Michelle Obama, die mahnend den demokratischen Zeigefinger erhebt. Donald Trump verlässt die Szenerie, über ihm der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte und der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz mit dem Corona-Ellbogengruß. Versteckt, am linken Bildrand, der britische Premier Boris Johnson. Unter ihm, auf unterster Stufe des Bildes und am äußersten linken Rand des Bildes der brasilianische Staatspräsident Jair Bolsonaro, mit herabgerutschter Maske. Der chinesische Staatspräsident Xi Jingping blinzelt schlau und listig hinter den Protagonisten hervor. Ganz oben, hoffnungsfroh lachend, die US-Vizepräsidentin Kamala Harris, seriös schauend der nun amtierende amerikanische US-Präsident Joe Biden. In der unteren Bildmitte der ehemalige Präsident Südafrikas, ein nach oben schauender Nelson Mandela, der Friedensstifter.