Ankunft, 30×130, Öl auf Leinwand, 2016

Gaby Kutz fertigt für dieses Gemälde ein Bild dreifach aus und reiht es hierzu nebeneinander auf die Leinwand zu einem extremen Querformat. Die dargestellte Szene scheint auf den ersten Blick eine idyllische Situation am sonnigen Strand zu sein. In warmes Licht getaucht liegen und sitzen Menschen in Badekleidung am Strand, es sind wohl Touristinnen. Die hintere Bildhälfte gibt den Blick frei aufs Meer. Dort sieht man ein mit Menschen besetztes Schlauchboot und daneben befinden sich weitere Menschen im Wasser.
Die Frauen am Strand beachten die Menschen im Wasser und auf dem Boot gar nicht. Eine liegende Frau döst, die Sitzende blickt in eine andere Richtung.
Tatsächlich handelt es sich hier auch um eine uns seit 2015 von Pressefotos bekannte Flüchtlingsszene: ein völlig überfülltes winziges Schlauchboot erreicht den rettenden Strand von Kos – Flüchtlinge stranden und gelangen in die heile Welt der Touristenzentren. Hier prallen höchst unterschiedliche Lebenswelten aufeinander: Krieg und Frieden, Armut und Wohlstand, Lebensgefahr und Sicherheit. 

In dieser extremen Lage wissen sich die Touristen am Strand nur durch Ignoranz zu retten. Tatsächlich ist das auch eine sehr zwiespältige Situation für den gutsituierten Touristen. Ist es korrekt, wenn man etwa Griechenland als Gastgeberland gar nicht mehr besucht und damit letztendlich auch die wesentlichen Einnahmen des besonders strapazierten Landes schmälert? Um sich nicht mit den Tatsachen konfrontiert zu sehen? Aber Wegschauen, wenn man sich in unmittelbarer Nähe befindet? Die Diskrepanz zwischen den zwei Welten in der von Kutz gezeigten Situation sowie das Nichtbeachten von Menschen in Not sind sehr schwer erträglich.
Wieder vervielfacht Kutz die ihr wichtige Szene und zwingt damit den Betrachter einmal mehr genau hinzuschauen. Nebeneinander gereiht erscheinen die drei Einzelbilder zu einem langen Strand zusammengefügt, an dem drei Schlauchboote ankommen. Kutz macht nochmal deutlich: Solche problematischen Szenen haben nicht nur einmal oder dreimal stattgefunden. Sie sind vielfach an vielen Küsten Südeuropas geschehen.