Dr. Petra Römer-Westarp

Die Spurensuche ist ein Leitmotiv im Oevre von Gaby Kutz. Ihre individuellen Spuren stehen im Mittelpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung. Seit Jahrzehnten sammelt die Künstlerin alles schriftlich Gefasste, (das auf ihr eigenes Leben verweist): Straßenbahnfahrscheine, Einkaufszettel und vieles mehr.

 

Aus dieser Fülle wählt Kutz einzelne Dinge aus und bildet beispielsweise den Bierdeckel, das Konzert-Ticket oder den Briefumschlag für sich alleine in Acryl oder Öl auf Leinwand ab. Nicht die detailgetreue Wiedergabe ist ihr Ziel. Malerische Mittel wie eine kalkulierte Unschärfe, eine bewegte Pinselführung, eine veränderte Farbigkeit und ein veränderter Maßstab lassen den Gegenstand seine Stofflichkeit verlieren, verfremden ihn und verleihen dem dargestellten Motiv eine eigene neue Aura. Umgesetzt in Malerei kommt dem Motiv Zeichencharakter zu. Für Gaby Kutz bedeutet diese Umsetzung eine Sicherung des vorliegenden Materials, zugleich aber auch Komprimierung von Ereignissen, Prozessen und Zeitspannen. Als Destillat aufeinanderfolgender Lebensphasen versteht Kutz zum Beispiel die Serie gemalter Tagebuch-Einbände. Wichtiger Bestandteil ihrer „Mind Maps“ (Lebenskarten der Erinnerung wie sie selbst ihre Arbeiten überschreibt) sind die in den Jahren xxx entstandenen „Polas“).

Hier hat Kutz eine willkürliche Auswahl von schwarz-weiß-Fotografien aus ihrer eigene Kindheit zu eindrucksvollen, kleinformatigen Gemälden verarbeitet, die den Betrachter durch die bewusste Vereinfachung und Vergröberung des Motivs irritieren.

In den teils banal anmutenden, doch für sie selbst bedeutsamen Relikten ihrer eigenen Existenz spiegeln sich Spuren des Lebens der Künstlerin. Ihre Transpornierung ins Kunstwerk und die damit einhergehende Verfremdung verleiht diesen Spuren eine überzeitliche Dimension.

Einerseits verweisen sie auf die Lebenswirklichkeit und den Alltag. Daneben lassen sie sich aber auch als Zeichen lesen, das den Betrachter zu seinen eigenen Spuren führen und Erinnerungen an eigene Erlebnisse zund Erfahrungen wachrufen mag. Gerade dieser serielle Charakter der (jüngsten) Arbeiten, der Tagebucheinbände und Polas, enthebt diese Arbeiten ihres individuellen Kontextes und betont die Zeichenhaftigkeit der dargestellten Motive, die sich offen zeigen für Konnotationen des Betrachters.