Krisengebiete

Werkschau in Emsdetten – Bilder von 2016-2021

Von Friedel Hesseling

„Zuerst möchte ich mich bei allen für die große, selbstlose Hilfsbereitschaft bedanken, die wie hier in der Region an der Erft und im Ahrtal in den dramatischen Wochen nach der Flutkatastrophe erlebt haben“, für Gaby Kutz ist es wichtig zunächst diese Botschaft weiterzugeben.

„Krisengebiete“, so der Titel der Ausstellung mit Werken der Künstlerin Gaby Kutz, zu der der Kunstverein Emsdetten vom 12. September bis zum 10. Oktober in der Galerie Münsterland einladen wird. Wir nutzten die Gelegenheit, mit der sympathischen Künstlerin über die aktuelle Situation und ihre Kunst zu sprechen.

Schock, aber keine Schockstarre. „Nach vorne schauen“, das war und ist für Gaby Kutz die Devise, mit der sie selbst im Krisenmodus ihren Mitbürgern half und weitere Hilfe organisierte. Ihr Laden stand unter Wasser, viele ihrer Kunstwerke waren zerstört oder böse ramponiert. „Retten, was zu retten ist und dann sehen, dass alles wieder in Gang kommt“, sagt sie. Nach dem ersten Aufräumen wurde ihr Laden auch zu einer Anlaufstelle, die Hilfe anbot. Für sie sei es wichtig, dass es so schnell wie möglich wieder aufwärts geht. Sie möchte auch bald wieder künstlerisch arbeiten, schließlich gehe das Leben weiter. Dabei spart sie auch nicht an Kritik an der aktuellen Politik, denn schon ein Hochwasserereignis von 2016 sei eine Vorwarnung gewesen, aber die Erkenntnisse und erforderlichen Schutzmaßnahmen seien anschließend nicht ausreichend umgesetzt worden.

„Die Ereignisse werden sich in meiner künstlerischen Arbeit wiederfinden“, schließlich sei sie als Zeitzeuge dabei gewesen und die Skizzen und Ideen habe sie schon im Kopf, wie sie ihre Motivation für die Zukunft beschreibt. Ihr Laden sieht inzwischen aus wie ein Rohbau. Ihr Atelier und Kunstlager hat sie in einer alten Lagerhalle gefunden. Und hier restauriert sie die ramponierten Bilder und Gemälde.

„Schlamm-massel“, nennt sie diese Bildwerke, bei denen die Natur in den Gestaltungsprozess eingegriffen hat. Dabei habe sie auch viel Glück im Unglück gehabt, denn zahlreiche großformatigen Bilder waren noch verpackt und damit vor dem Wasser geschützt gewesen. Diese waren vorher auf Ausstellungen im NRW-Landtag ober bei einer Beuys-Ausstellung in Bad Siegburg gezeigt worden.

„Jetzt ist der Kopf wieder frei“ betont Kutz und mit einer gewissen Begeisterung stellt sie gerade die Bilder zusammen, die sie in Kürze in der Galerie Münsterland in Emsdetten präsentieren wird. Unter der Überschrift „Krisengebiete“ will sie eine kleine Werkschau der vergangenen 10 Jahre zeigen.

Es sind eindrucksvolle Live-Berichte aus ihre Zeit, wie beispielsweise ihre Portraitreihe mit Angela Merkel, die Kohleproteste in Garzweiler und ihre Afghanistan Bilder aus 2017 oder ihre Einlassungen zur „Black lives matter“ Bewegung in den Staaten, um nur einige Werke aus ihrem großen Fundus zu nennen.

Gaby Kutz, geboren 1962, studierte an der Kunstakademie in Düsseldorf. Seit 1994 ist sie als freiberufliche Künstlerin unterwegs. Damals sei sie von der Wendezeit geprägt worden. Der Fall der Mauer und der Gang der Wiedervereinigung, mit seinen politischen Facetten hatte sie in ihren Bilderserien zum Thema gemacht.

„Wie gehen wir Menschen miteinander um? Was machen wir mit der Welt? Und wie sind die politischen Verstrickungen?“ Es sind die Szenen aus dem Leben, die die Künstlerin zu ihren gegenständlich bis abstrakten Bildkompositionen inspirieren.

„Die Bildwirkung ist besonders aussagefähig, wenn man sie aus der Ferne betrachtet“, wie Gaby Kutz ihre eigene Kunst beschreibt. Ihre Aussage darf man dabei gern auch mehrdeutig, künstlerisch wie auch politisch, auslegen, denn sie möchte, dass ihre Kunst zum Dialog anregt. (Emsdettener Volkszeitung vom 02.09.2021)

Vernissageneindrücke vom 10. Oktober 2021